Titelbild

Luschne / Lužna

Im vorigen Teil haben wir über Ebenau, die Zwillingsgemeinde von Ottau berichtet und dabei erstmalig die Moldau überschritten. Nun bewegen wir uns am linken Moldau-Ufer weiter in Richtung Norden und widmen uns den beiden Dörfern Luschne und Zistl, die jahrhundertelang zur Pfarrei Ottau gehörten und nach der Fertigstellung des Gotteshauses St. Johannes Nepomuk und die Gründung der Pfarrei Wettern 1937 dorthin umgepfarrt wurden.

Beide Dörfer entsprechen dem ursprünglichen Siedlungsmuster vom 13./14. Jahrhundert und bestanden im Mittelalter jeweils aus sechs bzw. sieben Bauerngehöften analog den Dörfern auf der gegenüberliegenden Talseite wie Schömern, Stubau, Lobiesching und Ruben. Zum ersten Mal urkundlich erwähnt wurden Dörfer im Jahre 1310 in den Urbaren. Interessant ist, dass beide Dörfer zur Grundausstattung der Probstei Ottau gehörten und erst mit der Auflösung der Probstei im Jahre 1483 von der Rosenberger übernommen wurde und dem Gericht Hoschlowitz und damit den Gerichtsbezirk Krummau zugeordnet wurde. Zum Gemeindesitz Hoschlowitz gehörten 1946 die Weiler Luschne, Zistl und Podesdorf. Heute sind Luschne und Zistl Teile der Stadt Wettern.

Karte
Das aktuelle Luftbild zeigt in der Bildmitte Luzna (Luschne) auf der grossen Lichtung und rechts daneben Dobrne (Zistl) nahe der Strasse Rosenberg-Krummau (160) entlang der Moldau. Am oberen Bildrand erkennen wir die Stadt Vetrni (Wettern) und das Areal der Papierfabrik Pötschmühle (hellerer langer Fleck entlang der Süd-Nord fließenden Moldau.

Luschne behielt seit dem Mittelalter im Wesentlichen seinen Dorfnamen. Von Lusni (1310), über Lyzna (1388), Luzna (1400), Luschna Lhota (1600), Luschne (1683), Luschnee (1810) bis Luschne (1841) wandelt sich der Ortsname nur marginal. Tschechisch heißt der Ort heute Luzna. In den historischen Quellen wird Luschne 1390 mit sieben Untertanen aufgeführt. Im Wirtschaftsbuch von 1603 wurden die Wirtschafter (Bauern oder Untertanen) namentlich aufgeführt: Welenta, Haberl, Lorenz, Amros Mosl, Weslow, Gallistl und Greger. Vermutlich waren das die Familien- oder Rufnamen der damaligen Bauern.

Karte

Im stabilen Kataster von 1826 (siehe Karte oben) bestand Luschne immer noch aus den ursprünglichen sieben Bauernhäusern, die sich um den Dorfplatz mit dem Löschteich und den Linden gruppierten. Der ganz linke Hof ist eine spätere Hinzufügung und dürfte, wie schon bei den anderen Dörfern auf der rechten Moldauseite gesehen, ein Neubau eines bestehenden Hofes, vermutlich der alten Hausnummer fünf sein, der beim Luftbild von 1952 nicht mehr am alten Platz existiert und abgebrochen wurde. Bei der Volkszählung 1921 bewohnten knapp siebzig Einwohner in 11 Häusern den kleinen Weiler. Die Hausnamen der sieben Urbauernhöfe waren im Urzeigersinn rechts mittig beginnend: #1 - Hable, #2 Schranker, #3 Anderl, #4 Singer, #5 Wiltschker, #6 Motzl und #7 Krammer. Bis 1921 kam das Hirtahäusl #8 und die kleinen Häusl #9 (1921 leer), #10, #11 Seigerhäusl und #14 Bohdal dazu, die hauptsächlich von Fabrikarbeitern der Pötschmühle bewohnt wurden.

Häuser

Die letzten Luschneer Hausbesitzer waren 1946 nach Rupert Essl und der Datenbank von HH. Gerald Warmuth:



Kapelle

Die landwirtschaftlichen Flächen wurden von der Kolchose in Podesdorf bewirtschaftet. Im Gegensatz zu den höher gelegenen Dörfern auf der rechten Moldauseite, deren Fluren in den 1980er Jahren komplett in Wiesen umgeackert wurden, gibt es aktuell noch Ackerland auf dem Getreide angebaut wird. Heute ist Luschne einerseits ein Villenvorort der Stadt Wettern und ein Ferien- und Wochenendort mit einigen renovierten Gebäuden (vor allem die grossen Höfe #5 und #7) und neu erbauten Ferienhäusern. Vom nördlichen Ortsrand hat man einen wunderbaren Blick auf die Stadt Wettern mit der Kirche St. Johannes Nepomuk. Im Zentrum von Luschne steht die Kapelle, die inzwischen von den beiden mächtigen Bäumen fast verdeckt wird. Die Kapelle hat eine kleine Glocke und steht in einem guten Zustand in der ehemaligen Dorfmitte. Die Dorfstrasse (siehe Foto rechts) mit den renovierten und neu gebauten Häusern macht einen guten Eindruck.

Dorfstrasse

Leider standen mir nur wenig Informationen zur Verfügung. So war aus den vorhandenen Unterlagen und Schilderungen bisher nicht in Erfahrung zu bringen, ob Luschne 1946 komplett entvölkert wurde, oder ob zu den bereits angesiedelten Tschechen weitere neue Besitzer gekommen sind.

Edmund Koch, Juni 2021










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