Titelbild

Ruben / Lověšicé Rovné

Nun kommen wir zum nordöstlichsten Teil des Ottauer Pfarrgebietes. Ruben wurde mit allen anderen Weilern der Umgebung bei der Siedlungswelle ab 1250 gegründet und taucht zum erstenmal 1379 im Urbar der Rosenberger unter dem Namen Rowne auf. Der Ort liegt ca. zwei km östlich von Lobiesching auf 750 m Meereshöhe und ist damit der höchstgelegene Ort des Pfarrgebietes. Aus Rowne wurde 1445 im Krumauer Urbar Rowny, 1600 Rowna und 1686 Ruben. Die Schreibweisen in den Pfarr-Matrikeln waren Rum, Rhum, Rhumb, Rumb, Ruhm und Ruben. In der Steuerrolle von 1653 bestand der Weiler Ruben aus sechs Gehöften (Haussäßigen in der damaligen Amtssprache). Seit 1918 wurde der Ort als Lobieschinger Ruben / Lověšicé Rovné zur Unterscheidung vom Ruben bei Kladen. Über die Bedeutung des Ortsnamen Rovne / Ruben gibt es keine klare Aussage. Bei Rupert Essl taucht die Übersetzung mit "grubenreiche Gegend" auf, was eigentlich auf Bodenschätze und Bergwerksarbeiten hinweisen würde, was aber bisher nicht belegt ist. Durch die Höhenlage hatten die Rubener unter dem langen Winter und dem "Böhmischen Wind" und häufigen Gewittern zu leiden. Sechs größere Bauernhöfe mit ihren Austragshäuserln drängten sich um den Dorfweiher und der Marter. Eine Kegelbahn in der Ortsmitte, das Maschinenhaus und drei Kleingütler (Schuster, Weber und Waldmann) auf dem Weg nach Straßhäusl vervollständigten die Ortschaft.

Karte von Ruben

1930 lebten in Ruben 69 Einwohner, die sich ausschließlich von der Landwirtschaft und der Forstwirtschaft ernährten. Angebaut wurden in der klassischen Dreifelderwirtschaft für den Eigenbedarf von Mensch und Tier und zum bescheidenen Weiterverkauf. Die Hauptfeldfrüchte waren Roggen, Hafer, Kartoffeln und Flachs. Daneben wurde der Obst- und der Gemüsegarten intensiv genutzt. 1995 hatte der uralte Jakobi-Apfelbaum im Handlosn-Garten noch reiche Frucht. Einige Jahre später machte ihm der Schneebruch und das Alter den Garaus. Eine Stunde Fußmarsch nach Ottau war Sommer wie Winter der tägliche Schulweg der Kinder und am Sonntag ging fast das ganze Dorf zur Ottauer Kirche. Heute ist Ruben ein einsamer Fleck mit einem traumhaften Blick auf die Höhen von Malsching, Hochdorf, Tweras und Kirchschlag auf der linken Moldautalseite.

Karte von Ruben
Der Landkartenauszug von 1826 mit einigen nachträglichen Änderungen/Ergänzungen bis kurz vor 1900 zeigt in der Mitte den hellen Dorfplatz und die großen Drei- und Vierseithöfe. Die beiden Vierseithöfe auf der linken Seite (oben der Wuidlhof mit der Hausnummer 5 und unten der Schinka-Hof mit der Hausnummer 7 sind nach dem verheerenden Brand vom Ostermontag 1889, der vom Baurnhof #10 ausging, vom Ortskern "ausgesiedelt" und ca. 30 m westlich vom alten Standort neu aufgebaut worden. Die Reste des ehemaligen Wuidlhofes neben dem Handlosn-Hof werden in den Büchern als #15 - Wuidl-Häuserl und der verschonte Teil des Schinka-Hofes als #6 - Altschinka geführt. Gleichzeitig ist die Fluraufteilung in gleiche Streifen und Abschnitte erkennbar, die wir schon bei Lobiesching gesehen haben. Damit wurden Benachteiligungen (Nordseite, Trockenstreifen usw.) für einzelne Bauern vermieden.

Die Rubener Bauern hatten insgesamt 165 ha landwirtschaftliche Flächen und knapp 90 ha Wald. Der Gemeindegrund (Almende, Weiden etc.) hatte bei der Erhebung 1938 34 ha Nutzfläche und 9 ha Wald. So kam der Weiler insgesamt auf knapp 300 ha Grundfläche. Die Gemeindeflächen (Weiden und Holzrechte) wurden jedes Jahr nach altem Recht neu zwischen den Bauern verteilt und dabei auch die gemeindlichen Robot-Dienste festgelegt. Dies betraf hauptsächlich die Instandhaltung der Wege, der Bachläufe im Gemeindegebiet und die Säuberung des Dorfweihers. Jeder Hof hatte seinen eigenen Brunnen, der so angelegt war, dass das Brunnenwasser durchs Haus laufen konnte.

Die letzten Besitzer bei der Vertreibung 1946:
Die sechs Urbauernhöfe, die urkundlich schon 1379 erwähnt wurden:
Die beiden abgetrennten Anwesen:
Die drei Kleingüter auf dem Weg nach Straßenhäuserl:
Karte von Ruben
Die schematische Darstellung der Ortschaft Ruben zeigt uns einerseits die Lage der Höfe zueinander und erinnert auch an die Flurnamen der alten Heimat, die inzwischen alle in Vergessenheit geraten sind. Das Hirtenhaus (alte Hausnummer 8) ist 1889 während des Ostermontagsinferno abgebrannt und nicht wieder aufgebaut worden.
Unterhalb der Dorfstraße (Linie #4,3,2,1) wurde 1936 auf dem Dorfplatz neben der Kegelbahn, der Linde und der Marter ein Maschinenhaus mit einem kleinen Glockenturm für die örtliche Dreschgarnitur (motorisierter Volldrescher) gebaut. Für 200 RM wurde 1939 eine Viehwaage beschafft und unterm Vordach des Maschinenhauses platziert. Die kleine Glocke spendete morgens, mittags und abends ihren Gruß und begleitete die Toten beim letzten Geleit über Lobiesching oder Stömnitz zum Friedhof nach Ottau.

Luftbild von Ruben
Das Luftbild von 1952 zeigt den Weiler wie oben beschrieben mit dem Ortskern und dem Dorfplatz, der aber bereits komplett verwachsen ist. Rechts auf dem Weg nach Straßhäusl sind die Kleingütler Weber, Schuster und Waldmann, die heute komplett im Wald verschwunden sind. Die Natur ist zurückgekommen und hat einen Teil der ehemaligen Rodungsflächen wieder in Urwald verwandelt. Die landwirtschaftlichen Flächen wurden lange von der Kolchose im Dürnhof und später von Rosenthal aus bewirtschaftet. Aber leider wurden um 1985 alle Rubener, Lobieschinger, Stubauer und Stömnitzer Fluren in Wiesen umgewandelt, so dass schon seit Jahren kein Korn mehr auf dem uralten Bauernland wächst.

Vierseit Wuidlhof
Das Foto zeigt den Vierseit-Wuidlhof #5 im Winter 1935.

Der durchschnittliche Viehbestand eines Rubener Hofes während des Krieges:
Tuschlhof heute
Der Tuschlhof heute - auch 60 Jahre nach der mutwilligen Zerstörung trotzen die starken Mauern noch dem Verfall

Weiteres Material zu Ruben ist unter www.mein-ruben.de zu finden. Diesen Web-Auftritt betreiben die Nachkommen des Ehrenvorsitzenden der Pfarrgemeinschaft Ottau Johann Puritscher. Vielen herzlichen Dank dafür.

Edmund Koch im Februar 2021




Weitere Materialien

Rubener Wiesen
Blick von den Rubener Wiesen auf die gegenüberliegende Moldauseite mit Tweras (weißer Kirchturm rechts mittig) und den Böhmerwaldhügel mit Hochdorf (links in der Mitte) und Malsching hinter der nächsten Hügelkette

Luftbild von Ruben

Karte von Ruben

Häuser von Ruben

Binder Haus
Das Binder-Haus - dahinter der Baur-Hof

Tuschlhof damals
Tuschl-Hof 1966 nach der Sprengung

Gemälde von Ruben






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