Schömern / Všemìry
Geschichtliches zu Schömern (Všemìry), Gemeinde Lobiesching (Lovìšice), Pfarrei Ottau (Záton), Kreis Krummau (Český Krumlov)
Schömern (gelegentlich auch Schömmern (mit zwei "m"), mundartlich "Scheamin", tschechisch seit 1918 Všemìry) liegt circa drei Kilometer nördlich von Ottau, am alten Handelsweg von Linz über Leonfelden, Hohenfurth (Vyšší Brod) und Rosenberg (Rožmberk) nach Krummau. Die erste urkundliche Erwähnung stammt laut dem Buch von Rupert Essl "Der Kreis Krummau an der Moldau" (o.O. 1983, S. 482), aus der Mitte des 16. Jahrhunderts. Der Ort hatte vor der Vertreibung im Jahre 1946 vierzehn Häuser und es lebten dort 69 Personen. Bis auf die Familie Kral in Hausnummer 3, die während der 1. Tschechoslowakischen Republik nach Schömmern kam, waren alle Bewohner Deutsche. Der größte Teil des landwirtschaftlich geprägten Dorfes mit 11 Hausnummern lag oberhalb des Moldautales an dem alten Handelsweg, während sich ein kleinerer Teil von drei Häusern ("Ziehensackmühle" und "Neibaur") ungefähr einen Kilometer entfernt direkt am Moldauufer befand. Schömern gehörte politisch zur Gemeinde Lobiesching, wie auch noch die Nachbardörfer Lobieschinger Ruben (Lovìšické Rovné) und Ottau. Eingepfarrt war es nach Ottau, wo sich auch die Schule befand.
Der Ortsplan, gezeichnet aus der Erinnerung, zeigt die ungefähre Lage der Häuser aus der Zeit vor der Zwangsweisen Aussiedlung der deutschsprachigen Bewohner.
Aus der sich hier anschließenden Übersicht können die Namen der Bewohner aus dem Jahre 1946 entnommen werden:
Hausnr. | Familienname | Hausname | Art des Anwesens | Personen |
1 | Neubauer | Schwarzbauer | Landwirt | 6 |
2 | Neubauer | Schwarzbauer | Austrag | 1 |
3 | Kral | Olt Hoger | Landwirt | 5 |
4 | Daschil | Neuhäusl | Kleinlandwirt und Arbeiter | 7 |
5 | Krenauer | Schneider | Kleinlandwirt und Arbeiter | 7 |
6 | Weber | Groß Kamenik | Bauer | 7 |
7 | Gubo | Schmied-Doml | Arbeiter | 5 |
8* | Zwiefelhofer | Neibaur | Landwirt | 6 |
9 | Tomschi | Schmied | Kleinlandwirt und Schmied | 5 |
10* | Gubo | Balaun | Kleinlandwirt und Arbeiter | 4 |
11* | Hauber | Ziehensackmühle | Mühle und Bäckerei | 7 |
12 | Krenauer | Gidl | Kleinlandwirt | 5 |
13 | Ullmann | Klein-Kamenik | Kleinlandwirt und Arbeiter | 4 |
14 | Hauber | Ziehensackmühle | Laden | - |
Gesamt: | 69 |
* Bei den Hausnummern 8, 10 und 11 kann es sein, dass die Zuordnung zu den Familiennamen nicht stimmt. Wer kann hierzu Näheres sagen?
In Schömern gab es einen Schneider namens Krenauer (Hausnummer 5), der nebenbei noch in die Pötschmühle arbeiten ging und eine kleine Landwirtschaft betrieb, sowie einen Schmied (Hausnummer 9). In der "Ziehensackmühle" ließen viele Familien aus der Umgebung ihr Getreide mahlen. Neben dem Mahlbetrieb wurde dort aber auch Brot gebacken und verkauft. Ansonsten mussten die Menschen zum Einkaufen von Lebensmitteln nach Ottau oder Ebenau (Zátoòské Dvory) laufen, wie auch die Männer für den Gasthausbesuch. Von den Familien, deren Landwirtschaft nicht groß genug für den Lebensunterhalt war, gingen die Männer oft in die "Pötschmühle" (Papierfabrik) nach Wettern (Vìtøní) zum Arbeiten.
Die 1946 vertriebenen deutschsprachigen Ortsbewohner wurden in ganz Bayern verstreut. Die einzige tschechische Familie verließ danach auch den Ort. Anfang der 50er Jahre wurde das "alte Schömern" dem Erdboden gleichgemacht und es wuchsen Sträucher und Brennnesseln über den verbliebenen Resten im oberen und unteren Ortsbereich. Orientieren konnte man sich nur noch an den Resten des steinernen Dorfkreuzes mit den vier umgebenden Linden, dem Dorfweiher und alten Wegen.
Neuerdings stehen in dem ehemaligen oberen Ortsgebiet wieder circa zehn Häuser, die von Tschechen errichtet wurden. Der Ort gehört heute zu Priethal (Pøídolí). Neben der Stelle, wo früher die "Ziehnsackmühle" stand, wurde Anfang der 1990er Jahre eine neue Brücke errichtet, um leichter zur Restmülldeponie der Wetterner Papierfabrik im Lobieschinger Tal zu gelangen. Vor dem ehemaligen "Schmied-Haus" steht auch noch ein steinernes Marterl. Anstelle des ursprünglichen Steinkreuzes in der Dorfmitte steht dort heute ein Holzkreuz (von dem nicht bekannt ist, wer es errichtet hat und wann – Weiß hier jemand Näheres?)
Ergänzungen / Berichtigungen sind jederzeit willkommen! Bitte wenden Sie sich an die unter "Kontakt" genannten Personen.
(Alle Angaben sowie die Ortsskizze stammen von Rudolf Ullmann ("Klein-Kamenik") und Josef Krenauer ("Schneider"). Zusammengefasst wurde der Bericht von Christoph Anderl. Hilfreich waren auch Informationen von Maria Kunkel, einer gebürtigen Hoschlowitzerin, deren Mutter aus dem "Schneider-Haus" stammt.)
Die Winteraufnahme aus der Zeit vor dem 2. Weltkrieg zeigt in der Mitte das "Schneider-Haus" (Hausnr. 5) und links das Dorfkreuz.
Ein Marterl, hinter dem früher das "Schmied-Haus" (Hausnr. 9) stand.
Das Bild zeigt die Ziehnsackmühle - für eine größere Ansicht bitte auf das Bild klicken
--- © Förderkreis Kirche St. Johannes Enthauptung e.V. 2014 ---